Gastkommentar von Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie
Mit leichtem Gepäck an die Spitze – Leasing unterstützt Innovation
Eine Band aus der Lausitz brachte es 2015 auf den Punkt: "Es reist sich besser mit leichtem Gepäck", titelte Silbermond und beschrieb, wie die Befreiung von unnützem Ballast die Lebensqualität steigert und den Fokus auf das Wesentliche lenkt. Der gedankliche Brückenschlag vom leichten Reisen über Leasing zur Innovation ist schon etwas älter:
In der Computerwoche vom 25. Mai 1984 verdeutlichten zwei Kenner der damals recht jungen Leasing-Branche, wie diese Form der Finanzierung das Verfolgen neuer Geschäftsideen erleichtert.1 Interessanterweise machten die Autoren die Vorzüge des Leasing am Beispiel IT deutlich: Eine Leasing-Finanzierung im „Mikrocomputerbereich“ – wie man PCs damals nannte – dürfe sich nicht auf Hardware beschränken, es gebe jedoch nur sehr wenige Leasing-Gesellschaften, die sich zu einer Vermietung von Softwareprodukten entschlossen hätten.
Die seinerzeit akkurate Situationsbeschreibung erzeugt heute ein leichtes Schmunzeln. Von den „Mikrocomputern“ bis zur Industrie 4.0 – um nicht zu sagen: Wirtschaft 4.0 – war die technische Entwicklung rasant. Parallel hat sich Leasing vom Randphänomen zur tragenden Säule der Unternehmensfinanzierung entwickelt. Über die Hälfte aller außenfinanzierten Investitionen deutscher Unternehmen nutzt dieses Instrument, fast ein Zehntel des Leasing-Geschäfts entfällt mittlerweile auf IT-Systeme und Büroausstattung.
Gegenüber klassischen Krediten bietet Leasing mehrere Vorteile: Durch die monatlich fixen Raten bleibt das Unternehmen flexibel. Das Objekt muss nicht in Gänze und sofort selbst finanziert werden. Stattdessen kann nach Ablauf des Leasing-Vertrags der Leasing-Gegenstand ausgetauscht und ggf. auch auf ein neues Finanzierungsmodell gewechselt werden, was sich sowohl auf die Qualität, als auch auf die Kosten zur Wartung und Instandhaltung auswirkt. Leasing ist planbar wie eine Kreditfinanzierung und verringert den Liquiditätsabfluss. Gleichzeitig muss – bei entsprechender Vertragsgestaltung – kein Kapital für Wartung und Reparaturen vorgehalten werden. Auch Zinsänderungen spielen keine Rolle. In der Regel taucht das geleaste Objekt nicht in der Bilanz des Leasing-Nehmers, sondern beim Leasing-Geber auf. Die Unternehmensbonität bleibt mindestens unangetastet – mitunter verbessert sie sich über Mehreinnahmen durch das neue Fahrzeug, die neue Maschine oder Anlage sogar. Zusätzlich können die Leasing-Raten in der Regel steuerlich geltend gemacht werden.
Kurz: Leasing schafft Spielraum – eine zentrale Bedingung für Innovation. Innovationsstarke Branchen greifen häufig auf Leasing zurück, um ihre Liquidität zu schonen und sich in puncto Maschinen, Fuhrpark und Produktionsanlagen trotzdem optimal zu positionieren.
Joseph Schumpeter, Urahn der Innovationstheorie, verstand Innovation als Durchsetzen neuer Kombinationen. Durchsetzbare Kombinationen lassen sich leichter und schneller finden, wenn man nicht jedes mögliche Element einer Kombination gleich dauerhaft erwerben und umgehend bezahlen muss. Diese Vorzüge des Leasing kommen bei immer kürzeren Innovationszyklen immer stärker zum Tragen. Besonders relevant ist dies für kleine und mittelständische Unternehmen, wie eine Untersuchung der KfW im Dezember 20172 zutage förderte:
Die Innenfinanzierungskraft bestimmt maßgeblich die Forschungs- und Entwicklungsausgaben des Mittelstands. Wesensmerkmal von Innovationen wie hohe Unsicherheit und Bewertungsschwierigkeiten erschweren generell die externe Finanzierung – selbst bei guter Bonität. Indem Leasing die Liquiditätsreserven schont und finanzielle Freiräume schafft, fördert es die Innovationsfähigkeit des Mittelstands – und ist damit ebenfalls relevant für die Innovationspolitik.
In internationalen Rankings zur Innovationsfähigkeit rangiert Deutschland zwar auf den vorderen Plätzen. Die Innovatorenquote, d.h. der Anteil der Unternehmen, die in den letzten drei Jahren Innovationen hervorgebracht haben, ist jedoch gesunken. Bei den Innovationsausgaben hat sich die Lücke zwischen großen und kleinen Unternehmen vergrößert. Wenn sich Mittelständler nicht mehr am Innovationsgeschehen beteiligen, schränkt dies die Technologie- und Wissensverbreitung in der Gesellschaft ein.
An dieser Stelle setzt die Bundesregierung an. Wir wollen noch mehr tun, um den Weg von der Idee zum Markterfolg zu ebnen. Wie gesagt – Innovationen brauchen Spielräume: Deswegen müssen wir tradierte Pfade verlassen. Wir brauchen neben der Forschung und Entwicklung auch und vermehrt technologische Sprünge, d.h. gänzlich neue Paradigmen. Dafür braucht es stimulierende Rahmenbedingungen: Hier wollen wir unter anderem regulatorische Experimentierräume systematisch nutzen und unseren kreativen Köpfen Spielräume schaffen. Solche „Reallabore“ lassen die Erprobung von Innovationen zu, indem bestehende regulatorische Vorgaben zeitlich und räumlich begrenzt angepasst werden. So sollen neue Ideen leichter entwickelt werden und schließlich auch als neue „revolutionäre“ Produkte den Weg in den Markt finden.
Wir werden in dieser noch jungen Legislaturperiode zum einen bewährte Unterstützungsangebote weiter verfeinern und wo nötig nachjustieren, zum anderen auch neue Akzente setzen. Im Fokus unserer Politik wird stehen, den Transfer von der Idee in den Markt zu stärken. Dazu gehört es, Spielräume zu schaffen und zu erhalten – finanziell, technisch und regulatorisch. Die Affinität der Finanzierungsform Leasing zu den innovationspolitischen Akzenten der kommenden Legislaturperiode liegt auf der Hand. Große Sprünge an die technologische Spitze erfordern einen entsprechenden Anlauf. Soweit Leasing-Finanzierung Unternehmen von unnötigem Ballast befreit, unterstützt dies unsere Innovationspolitik: Mit leichtem Gepäck reist und innoviert es sich besser.